Playoff-Vorschau: MEG Göttingen vs. Brose Baskets

Teil Eins der Playoff-Vorschau. Das leela Wunder gegen die Bröseln. Hauptrundenvize gegen Siebten Dritter gegen Sechster und wohl kein besonders klares Duell. Bei einigen Göttingern habe ich mir mit den Kommentaren nach der Hauptrundenabschlussniederlage in Paderborn keine Freunde gemacht. Göttingen hat zuletzt nicht (mehr) dominiert. Doch auch Bamberg kam in Köln noch einmal unter die Räder. Was ist nun mein Tipp für dieses Viertelfinal-match up?

Die Ausgangslage

Göttingen hat Heimrecht. Die Lokhölle mitten im Semester sollte man nicht unterschätzen. Playoffbegeisterung, eine schöne Arena, junge und laute Fans. Fünfzehn Siege, zwei Niederlagen. Heimstark sind die Veilchen. Wer noch immer glaubt, dass Göttingen die Rolle des Underdogs einnimmt, der muss die letzten Monate im Winterschlaf gelegen haben. Als Cinderella-Story wurde die Göttinger Saison bezeichnet. Der Guard-Terror erklärt beim Ausputzer. Das leela Wunder dieser Saison hat unglaublich viel Aufmerksamkeit verdient und bekommen. Nun müssen sie zeigen, dass es nicht nur ein Hauptrundenhöhenflug war, sondern die Mannschaft in den Playoffs for real ist.

Wegen der Verletzungen ihrer Topscorer  Kyle Bailey und Charles Lee sind sie handicapped. Doch auch ohne Lee und Bailey haben sie spätestens gegen Oldenburg gezeigt, dass sie mit der vertrauten Taktik gewinnen können. Allerdings sind es aus den letzten vier Spielen auch nur zwei Siege. Beim Playoffachten konnten sie sich nicht durchsetzen. Ein wenig wackeln die Göttinger.

Aber können die Brose Baskets Bamberg das ausnutzen? Nach mieser Hinrunde haben sie sich sicher auf den siebten Tabellenplatz gespielt. Vergessen sind die Trainerdebatte und die neverending story Heyder-vertickt-Jako-Arena-an-die-Stadt. Der gewohnte Midseasonumbau trägt Früchte. Alexander Johnson, Daniel David Dickau, Michael Jordan, Jason Forte… wer erinnert sich noch? Brose von heute heißt Superscorer Predrag „Peja“ Suput auf der Vier und Center Elton Brown (Feature auf basketball-blogs). Beide werden in Szene gesetzt vom genesenen John Goldsberry.

Ja, auch Bamberg hat zuletzt ein paar Niederlagen einstecken müssen: Oldenburg, Artland, Köln… Dennoch wird man kaum mehr behaupten können, dass es ein lustloses oder bestenfalls wankelmütiges Team ist wie zu Beginn der Saison. Aus mehr als nur einer Ecke der Republik ertönen Unkenrufe, dass niemand Bamberg vor dem Finale wird stoppen können.

Was wird spannend?

Ganz sicher die Standardfrage bei Göttingen-Spielen: Kann „Guardterror“ gegen einen strukturierten Frontcourt bestehen? E. Brown, Taylor, Suput, Ohlbrecht gegen Boone, C. Brown, Dill, Wente. Auf dem stat sheet ist das eine ganz klare Kiste… aber Papier sagt nur die Hälfte aus. Göttingen reboundet als Team. Brose vertraut da mehr auf seine Innenspieler. Damit die Veilchen Erfolg haben, müssen sie, um ihrem Stil treu zu bleiben, ohne viel Rücksicht abschließen können und sich zweite und dritte Chancen beim Rebound erarbeiten. Lassen das die Bamberger zu? Und wie will Göttingen Elton Brown im LowPost verteidigen? Wer soll Suput stoppen? Gegen Oldenburg haben sie bewiesen, dass sie einen guten Frontcourt komplett abmelden können: Nur 11 Versuche aus der Nahdistanz. Trotzdem hab ich Zweifel, dass es Göttingen gelingen wird, hier in einer ganzen Serie die schiere körperliche Überlegenheit der Bamberger zu überspielen.

Auf den kleinen Positionen liegt Göttingens Stärke in ganz  viel Druck auf den ballführenden Spieler. Das ging fast immer gut, so lange Bailey noch dabei war. Können die nunmehr in die Bresche gesprungenen Kulawick und Grimaldi dies auch unter Playoffbedingungen leisten? Zu wünschen wäre es ihnen, die Altnationalspieler Demond Greene und Mr. Playoffs Robert Garrett abzumelden. Doch Bamberg ist auf den kleinen Positionen ebenfalls verdammt tief besetzt. Zermürbungstaktik mag gegen einen 40-Minuten-Pointguard wie Gardner super klappen. Riviera, Greene, Garrett, Goldsberry haben internationale Erfahrung, kennen das Spiel unter defensivem Druck. Mit Karsten Tadda hat ein weiterer junger Guard pünktlich zu den Playoffs seine BBL-Form gefunden. Auch hier ist die Bank der Bamberger ungleich erfahrener und tiefer.

Der Tipp

Es hängt verdammt viel davon ab, wie Göttingen in die Serie startet. Für die Mannschaft sind Playoffs eine komplett neue Erfahrung. Sie können ganz viel Feuer entwickeln aber auch derbe auf die Nase fallen. Verlieren sie das Auftaktspiel, traue ich ihnen kein Comeback zu, höchstens einen Anstandssieg im zweiten Heimspiel. Aber was, wenn sie gewinnen und in Bamberg am Auswärtssieg schnuppern? Packen sie es dann in zwei weiteren Spielen oder hätte Bamberg die Nerven für ein dominantes Comeback? Ich denke, dass die geballte Bamberger Erfahrung gegen den hervorragend gecoachten Guardterror obsiegen wird.

Mein Tipp: Bamberg gewinnt 3:1

Vor dem Fernseher wird hier in Berlin gestritten werden.  Die Gegenrede kam bereits am Küchentisch:

„3:1 für Göttingen. Bamberg ist ja keine schlechte Mannschaft. Aber irgendwie erwecken sie den Eindruck, dass sie zu viel mit dem alten „Freak-City-Image“ zu tun haben. Sich irgendwie in den Erwartungen, die mit dieser Narration verbunden sind, nicht wieder finden, eher sogar verheddern. Göttingen jedenfalls bringt rüber, dass sie es wollen. Sie haben sich unter John Patrick eine neue, eigene Geschichte stricken können. Ich glaube, bei Teams mit so einer starken Spieler-Fluktuation kann das Image, die Kultur und Geschichte, die für eine bestimmte Trainer-Team-Konstellation Gültigkeit hatte, für eine andere  psychologisch zu einem Problem werden. Göttingen ist diese Saison einfach stimmiger.“

6 Gedanken zu „Playoff-Vorschau: MEG Göttingen vs. Brose Baskets

  1. Netter Vorbericht mit Sachverstand und guter Schreibe: freut mich auch, dass es mein „leela“ (25.11. im Forum der damals noch BG74) bis hierhin geschafft hat. ;-)

  2. Es hängt verdammt viel davon ab, wie Göttingen in die Serie startet. Für die Mannschaft sind Playoffs eine komplett neue Erfahrung. Sie können ganz viel
    „Mein Tipp: Bamberg gewinnt 3:1″

    Kann noch aufgehen, Dein Tipp, ist aber unwahrscheinlich! Ein Spiel gewinnen wir in der Serie sicher noch, ob das dann reicht, wird man dann sehen.

    “ Aber was, wenn sie gewinnen und in Bamberg am Auswärtssieg schnuppern?“

    Dafür ist es vielleicht noch ein wenig früh, aber eigentlich steht das auch irgendwann mal an. Nachdem wir in den beiden Spielzeiten in allen anderen fremden Hallen mindestens einmal gewonnen haben, bleiben zwei weisse Flecken: Bamberg und Berlin. Zumindest Bamberg sollte in dieser Saison einmal gelingen. Mal schauen, was Coach Fleming so einfällt. Wie soll er die Konzentration seiner Stars hochhalten gegen Veilchen, in deren s5 drei Spieler standen, die letztes Jahr noch in Liga 4 (Boone), Liga 2 (Jacobson) spielten oder wie Little sich eigentlich schon von College-Basketball verabschiedet hatte.
    Vielleicht haben die Brösels ja nun, nachdem ihre „Sweep“-Träume ausgeträumt sind, den Kopf frei. Ich brauche das allerdings nicht ……
    Packen sie es dann in zwei weiteren Spielen oder hätte Bamberg die Nerven für ein dominantes Comeback? Ich denke, dass die geballte Bamberger Erfahrung gegen den hervorragend gecoachten Guardterror obsiegen wird.

    Mein Tipp: Bamberg gewinnt 3:1

  3. Immer nett zu lesen, wenn ich auch nicht immer einverstanden bin;-). Wäre aber auch langweilig, also bitte weiter so!
    @Hardyn: Krümmelkackerei, aber warum vergisst du Rocky und Oliver? Ach ja, und Wente war da auch noch in der „2.Liga verletzt“;-).
    (Davon mal abgesehen, kann DIESER „ProA-Kader“ mit kleinen Abstrichen auch gern nächste Saison unser „BBL-Team“ sein :-)!)

  4. PS. Ich sag mal „Sweeeeeppppp“! Sonst findet Bamberg noch in die Serie und Fleming mit seinen großen Jungs endlich ein Mittel gegen unseren – substanziell sehr geschrumpften – „Guardterror“ (heißt: 2:3).

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